Bilder mit EQ!

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Mit Eyetracking wird sichtbar, wie die Augen ein Bild betrachten. Bild: Antonino Visalli, Unsplash. Heatmap-illu: Ex-Press


Was bei Sprache und Musik selbstverständlich ist, wird beim Bild nur ganz einseitig untersucht: Wie wirkt es auf die Betrachter? 

Über Fotografie forschen ganz viele. KunsthistorikerInnen und Bildwissenschaftler schreiben gescheite Texte über lebende oder verblichene Fotografen. Meistens im Kunst- oder Medienkontext. Die angewandte Fotografie und die Mechanismen ihrer Wirkung auf die Betrachter / Empfänger wird vernachlässigt.  Die meisten Menschen, die Bilder betrachten, haben keine kunst- und mediengeschichtliche Bildung, den Benjamin nicht gelesen und auch keine Ahnung von Mc Luhan’s Medienmassagen. Sie sind einfach Konsumenten, Bürger, Individuen.

Heerscharen von Marketingspezialisten und Kreativen entwickeln, finden oder basteln Bilder, die eben diese Menschen beeinflussen sollen. Um etwas Bestimmtes zu kaufen oder auf das jemand gewählt wird.  

Dafür haben sie gestalterische Ausbildungen und tolle Werkzeuge. Leider aber keine fundierte, bewertbare Methodik, wie Bilder auf die Betrachter wirken. Das hat Gründe. Die einen sagen, das ist gar nicht möglich, weil Bild fluid und zu komplex sei. Die anderen beschränken sich auf Allerwelts-Weisheiten: In der Mitte etwas rotes lässt den Blick einfangen. Die Sache mit dem Blick wird sehr überbewertet. Eyetrackingsysteme vermessen die Blicke des Betrachters, doch die Aussagen sind eher dürftig und absehbar: Sex sells, zuerst werden Geschlechtsteile und erst dann Augen fokusiert. 

Aber was passiert dann im Hirn? Wie werden die visuellen Informationen in ein Verständnis umgesetzt und welche Bilder funktionieren besser und welche weniger? Es wäre ja eine tolle Sache, wenn bei den Bildagenturen nicht nur Bildbeschreibung und Preis neben dem Bild platziert wird, sondern auch eine Angabe, wie das kommunikative Potential des jeweiligen Bildes bewertet wird.

Wobei das ja immer abhängig von der Aufgabe ist, welche das Bild leisten soll. Vielleicht wird uns da die KI weiterhelfen. Und ist die dann mal in die Kameras eingebaut, wird sie nach jedem Abdrücken ihren Kommentar absondern: Dieses Bild eignet sich für das Verkaufen von Zahnpasta an selbstbewusste Rentnerinnen – Mit diesem Foto könntest du das Thema «Klimawandel» für die Zielgruppe XY bebildern – Cooles Foto, wirkt als Antidepressiva für Männer um die 40…